Sprengung von Geldautomaten

Sprengung von Geldautomaten

Kriminelle, gerne auch Panzerknacker genannt, haben im ersten Halbjahr 2018 wieder deutlich häufiger versucht, Geldautomaten zu sprengen, um an Bargeld zu kommen. Besonders bemerkenswert ist, dass der dabei verursachte Sachschaden sehr viel höher ist als der tatsächliche Bargeldschaden.

Nach ersten Daten des Bundeskriminalamtes (BKA) gab es in den ersten sechs Monaten 2018 bereits 187 Attacken auf Geldautomaten, im gleichen Zeitraum des Vorjahres gab es 140.  Da es 2016 bereits 180 Anschläge gab, geht das BKA zwar von normalen Schwankungen aus, rechnet aber insgesamt für das Gesamtjahr mit einer steigenden Tendenz. „Es scheint für Straftäter ein sehr attraktives Betätigungsfeld zu sein“, sagte eine BKA-Sprecherin.

Von den 187 Attacken blieb es in 107 Fällen bei Versuchen. Lediglich in 80 Fällen konnte Bargeld entwendet werden. Die Täter leiten oft Gas oder ein Gasgemisch ein und bringen es zur Explosion. Die Sprengungen richten teilweise größere Schäden an als der Diebstahl des Geldes. So erbeuteten beispielsweise Panzerknacker im südhessischen Mörfelden im vergangenen Jahr rund 10.000 Euro. Der Sachschaden belief sich mit 150.000 Euro auf ein Vielfaches. „Die durch die Straftaten verursachten Sachschäden übersteigen die Beuteschäden in vielen Fällen deutlich. Bei einzelnen Straftaten entstanden Sachschäden in siebenstelliger Höhe“, heißt es im jüngsten BKA-Lagebild.

Im vergangenen Jahr hatten nach Angaben des BKA Kriminelle erneut vor allem Bankautomaten in Nordrhein-Westfalen gesprengt. Überdurchschnittlich betroffen waren außerdem Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Baden-Württemberg. In Niedersachsen seien 2018 schon 38 Geldausgabeautomaten gesprengt worden. Im gesamten Vorjahr habe es in dem Land nur 23 Fälle gegeben, davon zwölf Versuche.

Wie reagieren nun Banken auf diese Situation? Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), der Dachverband der Bankenverbände, sagt: „Die deutschen Banken und Sparkassen setzen für ihre Geldautomaten Sicherungskonzepte ein, die durch das Zusammenwirken von mechanischen, elektronischen und organisatorischen Maßnahmen auf eine höchstmögliche Prävention und Vermeidung von Tatanreizen fokussieren.“

Allein das zum genossenschaftlichen Finanzverbund gehörnde Unternehmen Ratiodata, das viele Banken technisch betreut, hatte zum Jahresbeginn gemeldet, in 3000 Automaten ein Gas-Neutralisierungssystem eingebaut zu haben. Jeder Automat sei damit nachrüstbar, wirbt das Unternehmen. An Automaten der Frankfurter Volksbank beispielsweise hängt jetzt ein Aufkleber von Ratiodata, dass Gaseinleiten für eine Sprengung sinnlos sei.

Bei den Tätern handelt es sich hauptsächlich um organisierte Banden. Nach Recherchen des Landeskriminalamtes Niedersachsen handelt es sich hierbei zum einen um eine Gruppe aus den Niederlanden, zum anderen um eine osteuropäische Gruppe mit Zentrum in Polen. Daneben gibt es wohl noch eine dritte Gruppe, die aus Nachahmern besteht. Da die Grupp n in häufig wechselnden Zusammensetzungen unterwegs sind, ist es sehr schwierig, an die Täter heran zu kommen. Dort, wo das gelingt, winken mehrjährige Haftstrafen.