Kein Stress mit dem Stresstest

Kein Stress mit dem Stresstest

Am Freitag hat die europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) die Ergebnisse des diesjährigen Stresstests veröffentlicht. Dabei wurde analysiert, wie sich in einem Basis- sowie einem Stressszenario die Kapitalausstattung der getesteten Häuser entwickeln. An dem Test nahmen 48 Banken teil, die immerhin für 70% der europäischen Bankenaktiva stehen. 33 davon werden direkt von der EZB beaufsichtigt. Aus Deutschland nahmen die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Landesbanken LBBW, BayernLB, Helaba und NordLB, die DZ Bank sowie die Förderbank NRW-Bank teil.

Die gute Nachricht vorweg: keine Bank ist durch den Test gefallen. Das lag aber daran, dass seitens der Aufsicht keine Mindestanforderungen definiert wurden. Dennoch fallen die Ergebnisse besser aus als im letzten Stresstest aus 2016 – und das, obwohl die Parameter im Stresstest strenger waren. Bei den 33 direkt geprüften Banken sinkt die harte Kernkapitalquote auf 9,9% (2016: 8,8%). Es ist also erkennbar, dass die Banken sowohl ihre Kapitalpuffer ausgebaut als auch ihre Problemkredite abgebaut haben. „Das Ergebnis bestätigt, dass die teilnehmenden Banken in Bezug auf makroökonomische Schocks widerstandsfähiger sind als vor zwei Jahren“, sagte die Vorsitzende der Aufsichtsbehörde der EZB, Danièle Nouy.

In Deutschland schnitt erwartungsgemäß die NordLB am schlechtesten ab. Auf den vorletzten Platz kam die Deutsche Bank, die aber im Vergleich zu 2016 immerhin ihre Kapitalquote leicht verbessern konnte. Die Anforderungen an den Stresstest sind dabei von Land zu Land unterschiedlich. Da Deutschland eine offene Volkswirtschaft darstellt, wirken sich globale Krisen hier heftiger aus als anderswo. Insofern waren auch die Anforderungen an deutsche Institute härter. Zu den Ergebnissen sagte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht bei der Bafin: „Alle deutschen Banken haben in dem für Deutschland besonders starken Abschwungsszenario gezeigt, dass sie widerstandfähig sind“. Dennoch sind in im europäischen Vergleich nur drei Banken schlechter als die NordLB.

Alles in allem muss man sich die Frage stellen, welche Aussagekraft dieser Test denn nun hat. Zum einen ist es ja beruhigend zu wissen, dass die Banken insgesamt stärker geworden sind als 2016. Sparer müssen sich weiterhin keine Sorgen um die Sicherheit ihrer Spareinlagen machen.

Wie bei jedem Szenario ist es aber fraglich, ob es tatsächlich die Realität abbildet, sollte es wirklich einmal zu einer Krise kommen. Beispielsweise wurden die Folgen eines eventuellen harten Brexit genausowenig simuliert wie weitere Verwerfungen im Zuge der Italienkrise. Speziell für italienische Banken dürfte dies zu enormen Belastungen führen, da diese in hohem Maße sowohl italienische Staatsanleihen halten als auch immer noch einen hohen Bestand an zweifelhaften Kreditforderungen bewältigen müssen. Dass ausgerechnet aus diesen Krediten im Krisenfall weiterhin Zinserträge fließen, wie im Stresstest unterstellt, darf bezweifelt werden.

Für die Zukunft bedeutet dies, dass die Banken weiterhin auf eine solide Kapitalausstattung achten müssen. Größere Anstrengungen werden aber im Bereich der Profitabilität notwendig sein.