Stabilität im deutschen Finanzwesen

Stabilität im deutschen Finanzwesen

Die Deutsche Bundesbank hat vor kurzem ihren aktuellen Finanzstabilitätsbericht 2018 veröffentlicht. Sie geht in diesem Bericht intensiv auf den Zustand des Finanzsektors ein und schildert dabei, wo dieser Sektor verwundbar sein könnte. Welche Szenarien sind es, die zu Schwierigkeiten für die einzelnen Häuser führen könnten?

Nach vielen Jahren des Konjunkturaufschwungs hat sich auch aufgrund sehr niedriger Kreditausfälle die Eigenkapitalausstattung der Finanzindustrie verbessert. Aus Sicht der Bundesbank ist es jetzt also an der Zeit, die notwendigen Puffer auszubauen, die in Zeiten eines Konjunkturabschwungs benötigt werden. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich nämlich die Risiken für einen Abschwung erhöht: Handelskonflikte haben zugenommen, geopolitische Spannungen sind ausgebrochen, unklar ist immer noch, wie der bevor stehende Brexit abläuft.

In diesem Umfeld haben sich aus Sicht der Bundesbank nun im wesentlichen drei Risiken aufgebaut, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken können.

Zu allererst ist hier das Risiko unterschätzter Kreditrisiken zu nennen. Der jahrelange Konjunkturaufschwung macht sich auch in den Risikomodellen der Banken bemerkbar. So sind zum einen die Risikovorsorgen auf einem sehr niedrigen Niveau angekommen. Zum anderen signalisiert die aktuelle Bonität der Kreditnehmer eine sehr ausgeprägte Stabilität. In einem Abschwungszenario würden die Kreditausfälle mit einer hohen Wahrscheinlichkeit direkt das Eigenkapital belasten. Dies könnte dazu führen, dass die Banken dann die Kreditvergabe einschränken, was zu einem weiteren Abschwung führt.

Als weiteres Risiko sieht die Bundesbank die zu hohe Bewertung von Vermögensgegenständen bzw. Kreditsicherheiten. Dieses Risiko ist eng mit dem vorhergehenden verknüpft. Durch die jahrelange Niedrigzinsphase sind insbesondere die Preise für Immobilien stark gestiegen. In einigen städtischen Gebieten spricht die Bundesbank von Überbewertungen von bis zu 30%. Nachdem die Immobilienkredite über 50% der gesamten Kredite der Banken ausmachen, würde sie ein Rückgang der Immobilienpreise – und damit der Sicherheitenwerte – empfindlich treffen. Aktuell sieht die Bundesbank hier aber noch keine substantiellen Risiken aufziehen, da die Standards für die Kreditvergaben nicht gelockert werden.

Als drittes Risiko werden die sogenannten Zinsänderungsrisiken genannt. In den letzten Jahren haben die Banken immer mehr Darlehen mit niedrigen langfristigen Zinssätzen vergeben. So ist der Anteil neu vergebener Wohnungsbaukredite mit einer Zinsfestschreibung von über 10 Jahren von 26% im Jahr 2010 auf aktuell 45% gestiegen. Die Refinanzierung dieser Darlehen erfolgt über immer größere Bestände an kurzfristigen Geldmarktkonten. Steigen nun die Zinsen unerwartet stark und plötzlich, müssen die Banken ihre Refinanzierungskosten erhöhen, ohne dass dann höhere Zinseinnahmen fließen. Dies wird die Ertragslage der Banken spürbar belasten.

Diesen drei insgesamt zyklischen Risiken kann nur durch den Aufbau entsprechender Puffer begegnet werden. Ob die dann in den einzelnen Häusern jeweils ausreichend sind, wird sich zeigen. Die Bundesbank bewertet es  jedenfalls sehr positiv, dass die deutschen Institute in den vergangen Jahren ihr Eigenkapital in erheblichem Umfang ausgebaut haben.