Vermögenssituation privater Haushalte in Deutschland

Vermögenssituation privater Haushalte in Deutschland

Alle drei Jahre befragt die Bundesbank private Haushalte in Deutschland zu ihrem Vermögen bzw. ihren Schulden. An der zuletzt durchgeführten Befragung aus 2017 nahmen fast 5.000 Haushalte teil. Die Ergebnisse liegen nun vor und wurden im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank veröffentlicht. Auf die wichtigsten Inhalte dieser Studie werde ich im Folgenden näher eingehen.

Im Jahr 2017 verfügten nach den Ergebnissen aus dieser Studie die privaten Haushalte in Deutschland im Durchschnitt über ein Bruttovermögen von 262.500€. Nach Abzug der Schulden ergibt sich ein durchschnittliches Nettovermögen von 232.800€. Der Medianwert, das ist der Wert, der die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte einteilt, liegt in 2017 deutlich niedriger bei 70.800€ für das Nettovermögen.

Die Relation dieser beiden Werte zeigt, dass das durchschnittliche Nettovermögen mehr als drei Mal so hoch ist wie das Mediannettovermögen. Dies deutet auf eine ungleiche Verteilung der Nettovermögen in Deutschland hin.

Um zu den vermögendsten 10% der Haushalte zu gehören ist ein Nettovermögen von 555.400€ nötig. Damit ist die Grenze zwischen den vermögendsten 10% und dem Rest der Haushalte etwa achtmal so hoch wie der Median. Zum Vergleich: Im Euroraum insgesamt lag dieses Verhältnis im Jahr 2014 bei einem Wert von fünf. Wie ungleich die Verteilung des Vermögens ist, lässt sich auch am Anteil des Vermögens ablesen, das den oberen 10% gehört. Diese Gruppe nannte in Deutschland im Jahr 2017 etwa 55% des gesamten Vermögens ihr eigen. In Italien erreichte dieser Anteil im Jahr 2016 etwa 44%, in den USA im Jahr 2016 77% und in Österreich im Jahr 2017 56%. Für den Euroraum insgesamt ergab sich im Jahr 2014 ein Wert von 51%.

Ein bedeutender Faktor für das Vermögen der Haushalte ist der Immobilienbesitz. Haushalte, die in einer im eigenen Besitz stehenden Immobilie leben, haben deutlich höhere Nettovermögen als Mieterhaushalte. Der Median des Nettovermögens für Eigentümerhaushalte lag im Jahr 2017 bei 277.000€. Für Mieterhaushalte ergibt sich dagegen ein Medianwert von lediglich rund 10.400€. Der Vergleich mit den Vorstudien zeigt, dass die Vermögen insbesondere in den Eigentümerhaushalten angestiegen sind. So hat sich der Abstand der obersten 10% vom Median seit 2010 um 93.600€ erhöht, was nicht zuletzt auf die Preisentwicklung bei den Immobilien zurück zu führen ist. Diese Entwicklung spiegelt auch wider, dass der Anteil der Haushalte, die im Eigentum wohnen, in Deutschland unter 50% liegt. Das heißt, der Medianhaushalt besitzt keine selbstgenutzte Immobilie und profitiert somit auch nicht von den gestiegenen Immobilienpreisen.

Der Blick in die Struktur der Privatvermögen zeigt, dass die Haushalte in Deutschland weiterhin eine Präferenz für liquide und als risikoarm empfundene Anlageformen haben. So erhöhte sich gegenüber 2014 das durchschnittliche Guthaben auf Girokonten um 65%. Leicht rückläufig war dagegen der Anteil der Haushalte, die längerfristige Anlageformen bedienen, wie z.B. Produkte zur privaten Altersvorsorge.

Dennoch haben etwa 63% der Haushalte angegeben, monatlich einen festen Betrag zu sparen. Gleichzeitig ist der Anteil der Haushalte, die angeben, aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht sparen zu können, um 4 Prozentpunkte gesunken. Als Sparmotiv wird der Erwerb einer Immobilie, deren Renovierung, Sanierung oder Ausbau immer wichtiger. Gesunken ist allerdings die Bedeutung des Sparmotivs Altersvorsorge.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in den vergangenen Jahren sowohl das Durchschnittsvermögen als auch der Median gestiegen sind. Insbesondere bei den Haushalten mit Immobilienbesitz haben sich die Nettovermögen erhöht. Die Ergebnisse unterstreichen damit erneut die Bedeutung vom Immobilien für die Vermögensbestände privater Haushalte.

Die Ungleichheitsmaße veränderten sich im Jahr 2017 gegenüber 2014 nur geringfügig. Nach wie vor ist Deutschland ein Land, in dem die privaten Vermögen ungleich verteilt sind. Die Vermögensverteilung und die grundlegenden Portfoliostrukturen der Haushalte in Deutschland ändern sich nur sehr langsam. Auch in Zeiten starker Vermögenspreisanstiege (z.B. Immobilien, Aktien), anhaltend niedriger Zinsen und einer guten konjunkturellen Lage ergaben sich keine größeren Verschiebungen in Bezug auf die gemessene Ungleichheit und die Portfoliostrukturen.