Libra – der Facebook-Coin

Libra - der Facebook-Coin

Vergangene Woche hat Facebook für große Aufmerksamkeit gesorgt. Facebook möchte nicht weniger als eine neue Weltwährung einführen, die auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelt wird. Ähnlich wie der schon bekannte Bitcoin soll es sich um eine Kryptowährung handeln.

Zu diesem Zweck soll in der Schweiz in Genf ein Verein namens „Libra Association“ werden. Nach allem, was heute bekannt ist, sollen neben Facebook eine ganze Reihe weltweit agierender Konzerne an dem Verein beteiligt sein, beispielsweise Mastercard, VISA, PayPal, Uber und noch einige mehr. Zum Start wohl insgesamt 28 Unternehmen. Das Geld, das über die Ausgabe des Libra eingenommen wird, soll in einen Korb von Staatsanleihen und Währungen angelegt werden. Insofern spricht man hier auch von einem sog. Stablecoin. Der Libra soll dann als weltweites Zahlungsmittel eingesetzt werden können, anfänglich in den klassischen Facebook-Anwendungen (WhatsApp, Instagram, Messenger), später dann in vielen anderen Bereichen. 

Mit dieser Konstruktion scheint Facebook viele Lehren aus den Mängeln des Bitcoin gezogen zu haben. Es bleiben dennoch einige Fragen offen, die heute noch nicht beantwortet werden können.

  1. Welchen Einfluss hat Facebook auf die neue Währung? Als eines von mehreren Unternehmen hat Facebook zwar nicht mehr Stimmrechte im Verein. Allerdings dürfte Facebook zum einen die treibende Kraft hinter dem Projekt sein. Zum anderen stehen zum Start aktuell mehr als 2,5 Milliarden Facebook-Nutzer zur Verfügung. Dass Facebook die neuen Zahlungsinformationen mit den bisherigen Daten seiner Nutzer verbindet, ist naheliegend. Wie wird hier für die Sicherheit der Daten gesorgt?
  2. Wenn auch nur ein Teil dieser Nutzer die Libra nutzt, häufen sich riesige Anlagebeträge an, die dann in Staatsanleihen weltweit investiert werden müssen. Facebook, bzw. die Libra Association, würde dann aus dem Stand zu einem der weltweit größten Investor von Staatsanleihen. Nach welchen Gesichtspunkten werden die Währungen bzw. Länder ausgewählt? Was bedeutet das für die Finanzstabilität?
  3. Wie verhält sich die weltweite Bankenaufsicht? Je mehr sich die Libra verbreitet, desto mehr Zahlungsverkehr wird außerhalb der weltweit bestehenden und regulierten Systeme abgewickelt. Wenn Facebook tatsächlich ein weltweit gültiges neues Zahlungsmittel schaffen will, führt an einer intensiven Absprache mit den einzelnen Regulierungsbehörden kein Weg vorbei.
  4. Zu welchen Werten (Umtauschkursen) werden die Libra wieder zurück getauscht? Von der Art der Konstruktion her betrachtet ist die Libra zwar stabiler ausgerichtet als der Bitcoin. Allerdings kommt es eben auf den Mix der verschiedenen Währungen an: sollte der Euro beispielsweise ein Gewicht von 20% bekommen, wird der Wert der Libra zu 80% von anderen Währungen beeinflusst. Für welche Zielgruppe und für welchen Zweck die neue Währung Libra also interessant ist, ist noch nicht ganz klar.

Aufgrund der immens hohen Nutzerzahlen von Facebook muss man dieses Projekt auf jeden Fall sehr ernst nehmen. Wenn es gelingt, datenschutzrechtliche und regulatorische Fragen zu klären, wird die Libra keine Sache für ein paar Technikfreaks bleiben. Die Art und Weise, wie weltweit Zahlungsverkehr abgewickelt wird, wird sich verändern. Bis dahin ist es aber noch ein sehr weiter Weg. Die Bankenregulierer werden nicht tatenlos zusehen, wie ein privat geführtes Unternehmen die über viele Jahre etablierten Systeme umgeht. Es wird auf jeden Fall sehr spannend, die weitere Entwicklung zu verfolgen.