Hawala-Banking

In der aktuellen Berichterstattung der Medien rund um das Thema Geldtransfer wird sehr intensiv auf die Möglichkeiten der Digitalisierung eingegangen. Die Nutzung von Apps mit einer Vielzahl neuer und komfortabler Funktionen bestimmt den Mainstream. In diesen Mainstream taucht nun als völliger Gegenpol  immer häufiger der Begriff des Hawala-Bankings auf. Was hat es damit auf sich? Was steckt dahinter? Und wieso ist die Bankenaufsicht daran interessiert? 

Zu großer medialer Aufmerksamkeit führte das Hawala-Banking im November 2019. Hier sollen mehrere Millionen Euro illegal erworbenen Vermögens am legalen Bankensystem vorbeigeschleust worden sein. Das LKA Nordrhein-Westfalen hat im Rahmen einer groß angelegten Durchsuchungsaktion Bargeld und Gold in einem Wert von über 200 Mio. € sichergestellt. Täglich wurden über ein Netzwerk um die 1 Mio. € illegal ins Ausland geschleust. Das war nur möglich in einem System, das außerhalb des etablierten Bankensystems organisiert ist. Die Süddeutsche Zeitung hat ausführlich hierüber berichtet.

Der Begriff Hawala kommt ursprünglich aus dem arabischen Umfeld und bedeutet Vertrauen, ganz ähnlich dem Wortursprung von Kredit. Die Wurzeln hat das Hawala-Banking daher auch mittleren und vorderen Orient und ist dort auch heute noch fest verankert. Bei den Muslimen, die seit Jahrhunderten die Hauptnutzer dieses Systems sind, gilt das Hawala-Banking als eines der sichersten Geldtransfersysteme. Heutzutage ist es international immerhin das gebräuchlichste informelle Geldtransfersystem, das auch in Deutschland genutzt wird. Zum Einsatz kommt dieses System immer dann, wenn es – anders als hier entwickelten Ländern – keinen funktionierenden Zahlungsverkehrsmarkt gibt. 

Das ganze System funktioniert vereinfacht gesagt wie folgt: ein Zahler wendet sich an einem bestimmten Ort (z.B. Berlin) an einen vertrauten Händler (Hawaladar). Dieser Händler setzt sich mit einem Hawaladar am Empfängerort (z.B. in Somalia) in Verbindung, damit dieser dem Empfänger den Betrag in Bar (abzgl. einer Gebühr) auszahlt. Beide Hawaladare sind Bestandteile eines Vertrauensnetzes, die Zahlung wird über einen Code abgewickelt. Im Nachhinein werden dann die Differenzbeträge zwischen den einzelnen Hawaladaren ausgeglichen. 

Ein solches System arbeitet einerseits sehr effektiv, deshalb hat es sich auch weltweit so etabliert. Andererseits hinterlässt es aber keinerlei Spuren und ist insofern anfällig für Geldwäschemissbrauch. Aus diesem Grund muss jeder, der in Deutschland das Hawala-Banking abwickeln will, eine Erlaubnis bei der BaFin einholen. 

Es bleibt also festzuhalten, dass das Hawala-Banking nicht per se kriminalistische Züge bzw. Hintergründe hat. In vielen Ländern erfüllt es eine wichtige ökonomische Funktion. Es ist aber eben sehr anfällig für illegale Geldtransfers bzw. Terrorismusfinanzierungen.