Bargeld in deutschen Haushalten

Seit der Corona-Krise gibt es einen verstärkten Trend zum bargeldlosen Bezahlen. Die Verbraucher setzen immer häufiger auch bei Kleinbeträgen ihre Girokarten, Kreditkarten und zuletzt auch die Möglichkeiten, über das Smartphone zu bezahlen ein. Es gibt daneben aber auch einen paradox erscheinenden Trend, immer mehr Bargeld zuhause zu horten. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Bundesbank, die sie in ihrem Monatsbericht Juli 2020 veröffentlicht hat.

Die Befragung ergab, dass neben den durchschnittlich 107€, die jede Privatperson durchschnittlich im Geldbeutel zu Einkaufszwecken mit sich trägt, jeder noch etwa 1.364€ zuhause aufbewahrt. Auffällig dabei ist, dass die Verteilung äußerst ungleich und stark konzentriert ist. Es wird aber auch deutlich, dass Bargeld für die Bevölkerung nicht nur eine Zahlungsmittelfunktion sondern immer mehr auch eine Wertaufbewahrungsfunktion hat.

Zwischen Januar und April 2018 wurden 2.000 Personen persönlich befragt. Auf eine repräsentative Zusammensetzung der Stichprobe wurde geachtet. Die Bargeldbestände dieser Gruppe wurden z.B. mit der Frage, wo außerhalb des eigenen Geldbeutels Bargeld zuhause aufbewahrt wird (Spardose, Marmeladeglas, Matratze, …) ermittelt. Die Beträge, die dabei genannt wurden, waren allerdings sehr ungleich verteilt, so dass die Aussagekraft des Durchschnittswertes eingeschränkt ist. Beispielsweise hatten 22% gar keine Barreserve, 50% hielten 200€ oder weniger, 75% höchstens 500€. Beträge über 5.000€ wurden nur in den letzten 5% der Fälle beobachtet.

Die Bundesbank erklärt diese Unterschiede mit drei Punkten:
1. in der Bevölkerung existieren unterschiedliche Vorlieben zum Bargeld;
2. die Verteilung der Bargeldbestände basiert auf der Einkommens- und Vermögensverteilung generell, die ja auch konzentriert ist;
3. hinter den einzelnen Beträgen stehen ganz unterschiedliche Aufbewahrungsmotive (vom Zurücklegen für geplante Anschaffungen bis hin zur Vermögensaufbewahrung).

Stark ausgeprägte Unterschiede zeigen sich laut Bundesbank insbesondere in der Altersstruktur. Dabei ist vereinfachend folgender Zusammenhang zu beobachten: je älter, desto mehr Bargeld. Allerdings nimmt die Höhe der Bargeldrücklagen nach dem 65. Lebensjahr auch wieder ab.

Signifikante Unterschiede gibt es auch im Erwerbsstatus. Nachvollziehbarerweise haben Auszubildende und Studenten sehr niedrige Bargeldbestände (das deckt sich hier mit den Beobachtungen in der Altersgruppe). Die höchsten Bargeldbestände haben Selbständige

Die Bundesbank konnte im Rahmen ihrer Befragung keine konkreten Hinweise auf Steuerhinterziehung als Motiv der Bargeldaufbewahrung abgeleitet werden. Argumentationen, wonach die bisher unerklärten Bargeldhorte in Deutschland als Maß für den Umfang von Steuerhinterziehung und Kriminalität dienen könnten, sind deshalb kritisch zu sehen.