Besondere Finanzereignisse in der Kalenderwoche 24 – Leitzinsen und Fragmentierung

Die zurückliegende Woche war besonders ereignisreich, die neuen Rahmendaten dabei häufig alles andere als erfreulich. Nachdem am Freitag in der Woche zuvor die Inflationsdaten aus den USA mit 8,6% höher als erwartet (8,3%) ausgefallen sind, haben die Rentenmärkte mit starken Zinsanstiegen auf diese Daten reagiert. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve kann nun nicht mehr anders als der hartnäckigen Inflation entschieden den Kampf anzusagen. Nach bereits zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr hat die FED am Mittwoch mit einem vergleichsweise großen Schritt die Leitzinsen um 0,75%-Punkte angehoben. Einen solch großen Schritt gab es zuletzt 1994. Vor dem Hintergrund einer Inflation, die so hoch ist wie seit 40 Jahren nicht mehr, ist solch ein Vorgehen durchaus nachvollziehbar. Marktteilnehmer erwarten, dass die Notenbank auch bei ihren nächsten Sitzungen im Juli und September beherzt die Zinsen weiter erhöhen wird. Zu stark ist nach wie vor der amerikanische Arbeitsmarkt und zu hoch die Inflationserwartungen für die nächsten Monate.

Im Gefolge der amerikanischen Notenbank erhöhten dann auch noch die Schweizer Nationalbank die Zinsen erstmal seit sieben Jahren um 0,50%-Punkte. Und auch die Bank of England erhöht den Leitzins weiter um 0,25%-Punkte.

Mit diesen Zinserhöhungen senden die Notenbanken ein klares Signal, dass die Inflation beherzt bekämpft werden soll. Viele Marktteilnehmer befürchten nun jedoch, dass genau dieses Vorgehen zu spät kommt und die Konjunktur nun in einem Moment drosselt, in dem bereits erste Abkühlungstendenzen zu beobachten sind. Die Gefahr einer durch zu stark erhöhte Zinsen ausgelösten Rezession ist nicht ganz auszuschließen.

Und was macht nun die EZB?

In der vergangenen Woche hat die EZB bereits erste Zinserhöhungen für die Sitzungen im Juli und September angekündigt. Es werden aktuell Erhöhungsschritte von jeweils 0,25%-Punkte erwartet. Zuvor wird noch das Anleihekaufprogramm APP (Asset Purchase Programme) im Juni beendet, das 2015 aufgelegt wurde. Mit diesem Programm wurden zuletzt noch 20 Mrd. € im Monat gekauft, insgesamt über die Laufzeit 3,4 Billionen Euro. Eigentlich sollte damit das Signal ausgesendet werden, dass künftig nur noch fällige Anleihen ersetzt werden, aber keine neuen Anleihen aufgekauft werden, was im Ergebnis zu einem Wegfall der Zinssenkung führt.

Allerdings sind dann in Erwartung künftig höher Zinsen in den vergangene Tagen die Renditen der Staatsanleihen – insbesondere von Anleihen der hochverschuldeten Staaten wie Griechenland, Italien und Spanien – so hoch gestiegen, dass die EZB am Mittwoch zu einer überraschenden Notfallsitzung zusammen kam. Das Ergebnis der Sitzung war, dass die Notenbank nun einer „Fragmentierung“ des Euroraums, also einem weiteren Auseinanderlaufens der Renditen der einzelnen Staaten, entgegenwirken will.

Deshalb sollen nun aus einem parallel laufenden Anleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme), das nach Ausbruch der Corona-Krise aufgelegt wurde, flexibel fällig werdende Anleihen bevorzugt aus den hochverschuldeten Ländern gekauft werden. Wie das dann genau funktionieren soll, wird noch erarbeitet. Im Kern könnte es aber darauf hinaus laufen, dass die EZB zum Beispiel deutsche Staatsanleihen aus ihrem Bestand verkauft und mit den Erlösen dann zum Beispiel italienische und spanische Staatsanleihen erwirbt. Damit könnte die Zinsdifferenz direkt beeinflusst werden und eine Fragmentierung eingedämmt werden.